A9NEU: Kapitel 7: In Bildung investieren
Veranstaltung: | KüstenGrün Grundsatz |
---|---|
Antragsteller*in: | Georg Berner-Waindok (KV Wilhelmshaven) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 01.07.2020, 10:55 |
Antragshistorie: | Version 1(01.07.2020) Version 1(28.08.2020) |
Veranstaltung: | KüstenGrün Grundsatz |
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Antragsteller*in: | Georg Berner-Waindok (KV Wilhelmshaven) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 01.07.2020, 10:55 |
Antragshistorie: | Version 1(01.07.2020) Version 1(28.08.2020) Version 1 |
(290) Bildung ermöglicht es Menschen, ihr Leben eigenverantwortlich und
selbstbestimmt
gestalten zu können. Bildung befähigt Menschen dazu, ihre Potentiale und
Interessen zu
entwickeln und offen für neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu werden. Das Recht
auf Bildung
ist ein Recht auf Selbstbestimmung und Mündigkeit.
(291) Das Bildungssystem fördert Zukunftskompetenzen – Kooperation,
Kommunikation,
Kreativität und kritisches Denken. Und es muss Freiheit lassen für neue Ideen
und
Lernerfahrungen aller Beteiligten. Ein gleichberechtigter Zugang zu
demokratischer Bildung
ist Grundlage für gesellschaftliche Weiterentwicklung. Das Bildungssystem muss
Kinder und
Jugendliche auf eine Zukunft vorbereiten, die von Unwägbarkeiten, Klimakrise,
digitalem
Wandel und sozialen Veränderungen geprägt sein wird.
(292) Das Bildungssystem soll zu nachhaltigem Handeln und verantwortungsvollem
Entscheiden
befähigen und Menschen die selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft
ermöglichen. Es ist
damit die Grundlage für eine freie und demokratische Gesellschaft. Das heißt
auch,
gesellschaftliche und technologische Entwicklungen einordnen zu können, um nicht
Fake News
oder Verschwörungsideologien zu erliegen. Kitas und Schulen sollen Orte sein, an
denen
Kinder und Jugendliche demokratisches Zusammenleben praktisch erleben und
mitbestimmen
können. Rollenbilder und Geschlechternormen müssen in allen
Bildungseinrichtungen
reflektiert und daher auch in der Ausbildung pädagogischer Berufe thematisiert
und kritisch
hinterfragt werden.
(293) Es ist staatliche Aufgabe, ungleiche Startbedingungen durch soziale
Benachteiligungen,
das Wohn- und Lebensumfeld, Diskriminierung oder Sprachvoraussetzungen
auszugleichen. Denn
höhere Bildungsabschlüsse ziehen häufig höhere Einkommen, Anerkennung und
Repräsentation
nach sich. Das Einkommen oder der Bildungsgrad der Eltern darf nicht über die
Zukunft von
Kindern entscheiden. Benachteiligende Strukturen in der Gesellschaft sollen im
Bildungssystem abgebaut und die Gleichbehandlung aller soll sichergestellt
werden.
(294) Bildung ist die wichtigste Grundlage für gute Entwicklungschancen im Leben
und trägt
dazu bei, dass Menschen in der modernen Arbeitswelt ihren Platz finden. Ein
starkes
Bildungssystem ist zugleich zentral für die wirtschaftliche Zukunft unseres
Landes.
(295) Unterschiede bei den sozialen Voraussetzungen werden vor allem durch eine
qualitativ
hochwertige frühkindliche Bildung sowie Betreuung und Förderung in der
Ganztagsschule
ausgeglichen. Das stellt neue Anforderungen an Erzieher*innen und Lehrkräfte,
weswegen es
überall im Land gute Personalschlüssel und verbindliche Qualitätsstandards
braucht. Um den
unterschiedlichen Bedarfen der Kinder gerecht zu werden, arbeiten in
Ganztagsschulen
Menschen unterschiedlicher Qualifikationen in Teams. Um der Individualität von
Kindern
gerecht zu werden, sind Klassengrößen auf unter 20 Kinder zu reduzieren.
(296) Bildungspolitik und Sozialpolitik gehören zusammen. Deshalb muss Bildung
besser
finanziert werden, damit Schulen für alle Kinder Orte der
Persönlichkeitsentwicklung werden
und das Zusammenleben zwischen den Schüler*innen stärken. Die Finanzierung des
Bildungssystems ist eine zentrale Aufgabe für eine zukunftsgewandte Gesellschaft
und
Voraussetzung für Gerechtigkeit. Denn Vermögen und Bildungszugang hängen immer
noch
besonders stark zusammen. Bund und Länder sollen deshalb die höhere Besteuerung
von Vermögen
bzw. Erbschaften zur besseren Ausstattung eines Bildungssystems nutzen, das
allen Kindern
und Jugendlichen die gleichen Chancen bietet.
(297) Die Ganztagsbetreuung an Kitas und Schulen soll nicht nur Wissen
vermitteln, sondern
soziale Kompetenzen und das Miteinander fördern sowie eine stärkere Verknüpfung
zwischen
Lernen, Erfahren und Spielen gewährleisten. So können gezielt soziale und
kulturelle
Benachteiligungen überwunden werden. Die individuelle Förderung der Kinder je
nach
Potentialen ist entscheidend. Auf Ganztagsbetreuung soll es einen Rechtsanspruch
geben.
(298) Die Lernmittel an Schulen sollen frei sein, einschließlich digitaler
Endgeräte.
(299) Kinder mit Behinderung sollen gemeinsam mit nichtbehinderten lernen und am
schulischen
Leben teilnehmen können. Um Schulen inklusiv zu gestalten und den Kindern mit
Behinderung
gerecht zu werden, braucht es mehr Personal, kleinere Klassen und inklusive
pädagogische
Konzepte.
(300) Gute Schulen brauchen Freiraum und gut ausgebildete Lehrkräfte, die den
Unterricht so
gestalten, dass er den natürlichen Wissensdurst junger Menschen fördert, sowie
Personal, das
eine ganzheitliche Entwicklung stärkt. Offene und durchlässige Strukturen im
Unterricht und
in der Schule helfen, Potentiale zu entfalten und unterschiedliche Stärken zu
entwickeln.
(301) Die technische Ausstattung der Kitas und Schulen auf dem gleichen Niveau
wie in der
digitalen Wirklichkeit außerhalb der Bildungsstätten ist notwendig und
dringliche Aufgabe
der öffentlichen Hand. Die Digitalisierung ist nichts, wovor man Kinder schützen
muss.
Stattdessen sollen sie befähigt werden, die technischen Möglichkeiten
altersgerecht zu
nutzen. Lehrer*innen sollen dafür aus- und fortgebildet werden. Die
Digitalisierung
verändert die Form des Lernens und des Unterrichts. Das muss sich auch in der
Pädagogik
widerspiegeln. Neben der digitalen Kompetenz braucht es auch eine Werte- und
Normen-
Reflexion der technisch-digitalen Entwicklung. Digitale Kompetenzen sind dabei
eine
Querschnittsaufgabe für alle Unterrichtsfächer.
(302) Kinder, Heranwachsende, benachteiligte und verletzliche Menschen benötigen
in der
digitalen Welt speziellen Schutz. Ihre selbstbestimmte Teilhabe an der digitalen
Welt ist zu
fördern und ihr Zugang zu elementaren digitalen Gütern und Dienstleistungen zu
gewährleisten.
(303) Das deutsche Bildungssystem braucht eine deutlich bessere
Mittelausstattung für mehr
Personal, Infrastruktur und Gebäude. Vor allem für den Kita- und Primarbereich
müssen die
Ausgaben gesteigert werden, denn hier werden die Weichen für den Bildungserfolg
gestellt.
(304) Der Bildungsföderalismus schützt die Demokratie vor Manipulation und
sichert regionale
Vielfalt. Er darf jedoch nicht dazu führen, dass nötige Investitionen in
Digitalisierung,
Ganztag oder Inklusion unterbleiben. Das können die Länder nicht allein leisten,
sondern es
ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Das Kooperationsverbot in seiner bestehenden
Form muss
entsprechend aufgehoben werden.
(305) Bildung ist ein lebenslanger Prozess. Die staatliche Verantwortung beginnt
mit der
Kita und der Schule und erstreckt sich über das Recht auf Weiterbildung und die
Erwachsenenbildung. Bildung muss stärker als jemals zuvor in jedem Alter
selbstverständlicher Teil des Lebens werden. Weiterbildung ist eine
gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, damit gesellschaftliche Teilhabe in der Wissensökonomie gesichert wird.
(306) Kein Bildungsschritt soll ohne Abschluss bleiben. Jeder Mensch soll die
Möglichkeit
haben, zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben Schulabschlüsse, Berufsausbildungen
oder
Teilqualifizierungen (nachträglich) zu erwerben. Der garantierte und
niedrigschwellige
Zugang zur Erwachsenenbildung in Form des „Zweiten Bildungswegs“ fördert die
soziale
Mobilität innerhalb der Gesellschaft und ist unerlässlich für das Ziel gleicher
Bildungs-
und Lebenschancen. Direkt nach der Schule muss der Weg für jede*n Jugendlichen
in eine
anerkannte Berufsausbildung, die angemessen bezahlt ist, offen sein.
(307) Auch in Deutschland gibt es funktionalen Analphabetismus in einem nicht
unerheblichen
Ausmaß. Dieser muss durch spezielle Angebote und Förderungen besiegt werden.
(308) Der Fokus beim digitalen Lernen liegt auf der Medienkompetenz und der
digitalen
Mündigkeit. Gezielt sollen auch ältere Menschen angesprochen werden, damit sie
die
Möglichkeiten der digitalen Welt selbstbestimmt und sicher nutzen können.
(309) Volkshochschulen und ähnliche Einrichtungen sollen zu
Bildungsknotenpunkten der
Erwachsenenbildung werden.
(310) Viele Menschen lernen in unterschiedlichsten Vereinen, Jugendverbänden und
Bildungsstätten sich einzubringen und mitzubestimmen. Auch diese außerschulische
und
nonformale Bildung muss ausreichend Raum und finanzielle Möglichkeiten erhalten.
(311) Bildungswege sind heutzutage dauerhaft, berufsbegleitend und mit Wechseln
verbunden.
Leistungen wie BAföG müssen dieser Realität angepasst werden. Auf einem
Arbeitsmarkt mit
sich schnell wandelnden Anforderungen sind sowohl die Arbeitgeber*innen als auch
die
öffentliche Hand gefordert, durch vergütete Aus- und Weiterbildung, Bildungsgeld
und
Bildungsurlaub Chancengleichheit herzustellen. Niemandem dürfen aufgrund
prekärer
Beschäftigung die Möglichkeiten essenzieller Qualifikation verwehrt sein.
(312) Bildungszugänge sind stark durch die Eigenheiten der Stadtteile oder durch
Stadt-Land-
Gegensätze geprägt. Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu sichern
bedeutet, es auch
Kindern im ländlichen Raum zu ermöglichen, mit akzeptablen Schulwegen eine
hochwertige
Bildung zu erreichen. Kreative Konzepte wie mobile Bibliotheken und Labore
schaffen nicht
nur für Erwachsene Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten in
strukturschwachen Räumen,
sondern sie ermöglichen auch den Erhalt von kleinen Schulen durch Vernetzung.
Diese müssen
ebenso gefördert werden wie der Schüler*innen-Transport. Das gehört zur
staatlichen
Daseinsvorsorge.
Kommentare
Ulf Berner:
Franziska Zielke:
Ulf Berner:
(292) Das Bildungssystem soll zu nachhaltigem Handeln und verantwortungsvollem Entscheiden befähigen und Menschen die selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Es ist damit die Grundlage für eine freie und demokratische Gesellschaft. Das heißt auch, gesellschaftliche und technologische Entwicklungen einordnen zu können, um nicht Fake News oder Verschwörungsnarrativen zu erliegen. Kitas und Schulen sollen Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche demokratisches Zusammenleben praktisch erleben und mitbestimmen können. Rollenbilder,Geschlechternormen und Identitäten müssen in allen Bildungseinrichtungen reflektiert und daher auch in der Ausbildung pädagogischer Berufe thematisiert und kritisch hinterfragt werden.
(295) Unterschiede bei den Startbedingungen werden vor allem durch eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung sowie Betreuung und Förderung in der Ganztagsschule ausgeglichen. Das stellt neue Anforderungen an Erzieher*innen und Lehrkräfte, weswegen es überall im Land gute Personalschlüssel und verbindliche Qualitätsstandards braucht. Um den unterschiedlichen Bedarfen der Kinder gerecht zu werden, arbeiten in verlässlichen Ganztagsschulen Menschen unterschiedlicher Qualifikationen in Teams. Um der Individualität von Kindern gerecht zu werden, sind Klassengrößen auf unter 20 Kinder zu reduzieren.
(299) Kinder mit Behinderung sollen gemeinsam mit nichtbehinderten lernen und am schulischen Leben teilnehmen können. Um Schulen inklusiv zu gestalten und den Kindern mit Behinderung gerecht zu werden, braucht es mehr Personal,zusätzliche Hilfsmittel, Versorgungsräume, kleinere Klassen und inklusive pädagogische Konzepte.
(303) Das deutsche Bildungssystem braucht eine deutlich bessere Mittelausstattung für mehr Personal, Infrastruktur und Gebäude. Vor allem für den Kita- und Primarbereich müssen die Ausgaben gesteigert werden, denn hier werden die Weichen für den Bildungserfolg gestellt.Die Ungleichbezahlung von Lehrkräften in Abhängigkeit von der Schulform muss beendet werden. Von der Grundschule bis zum Gymnasium werden an Lehrkräfte inhaltlich, methodisch und didaktisch unterschiedliche aber gleichermassen hohe Anforderungen in gleichwertiger Verantwortung für die heranwachsenden Menschen gestellt. Dies muss sich bereits in einer gleichwertig fundierten Ausbildung widerspiegeln.
(307) Auch in Deutschland gibt es (funktionalen) Analphabetismus in einem nicht unerheblichen Ausmaß. Dieser muss durch spezielle Angebote und Förderungen besiegt werden.
(308) Der Fokus beim digitalen Lernen liegt auf der Medienkompetenz und der digitalen Mündigkeit. Um die Möglichkeiten der digitalen Welt selbstbestimmt und sicher nutzen können, muss es generationengerechte Angebote geben.
(312) Bildungszugänge sind stark durch die Eigenheiten der Stadtteile oder durch Stadt-Land-Gegensätze geprägt. Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu sichern bedeutet, es auch Kindern im ländlichen Raum zu ermöglichen, mit akzeptablen Schulwegen eine hochwertige Bildung zu erreichen. Konzepte wie mobile Bibliotheken und Labore schaffen nicht nur für Erwachsene Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten in strukturschwachen Räumen, sondern sie ermöglichen auch den Erhalt von kleinen Schulen durch Vernetzung. Kreative Konzepte tragen zusätzlich dazu bei. Diese müssen ebenso gefördert werden wie der Schüler*innen-Transport. Das gehört zur staatlichen Daseinsvorsorge.